Andreas_P Administrator

Geschlecht:  Anmeldungsdatum: 06.09.2007 Beiträge: 292 Wohnort: Hinterbrühl
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Verfasst am: 26.06.2017, 22:37 Titel: Tapferkeitsmedaillen |
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Tapferkeitsmedaillen der k.k. Armee in den napoleonischen Kriegen
"Um Tapferkeit und militärisches Verdienst auch bei jener Klasse von
Kriegern auszuzeichnen und zu belohnen, welche zur Erwerbung des
militärischen Maria-Theresia-Ordens nicht geeignet sind, haben schon
Se. Majestät der Kaiser Joseph II (mit Handbillet de dato Larenburg den
20.Juli 1789) durch Einführung der goldenen und silbernen Militär-Ehren-
Medaillen für die Mannschaft vom Feldwebel und Wachtmeister abwärts
ein Ehrenzeichen gestiftet, welches nebst den Vorteilen einer besseren
Subsistenz, die daselbe seinen Besitzern gewährt, sowohl das eigene
Selbstgefühl des Empfängers durch die öffentliche Achtung zu erhöhen,
als auch bei seinen Kameraden den rühmlichen Eifer nach ähnlichen
Handlungen zu erregen im Stande sind."
Tapferkeits-Medaillen-Vorschrift 1809
"Nach dem Wortlaute dieser Vorschrift gibt bloß ein persönlich und einzeln
abgelegter Beweis von Unerschrockenheit und Muth, wodurch der
Handelnde bei einer deindlichen Gelegenheit zur Beförderung des
Dienstes zum guten Erfolge einer Unternehmung, zur Rettung eines
in Gefahr gestandenen Offiziers oder Kameraden, zur Erhaltung oder
Wiedereroberung eines ärarischen Gutes beigetragen hat, wenn die
Tat durch glaubwürdige Zeugen erwiesen ist, Anspruch auf die Tapferkeits
-Medaille.
Eine tapfere Tat von entschiedener Wichtigkeit, zu deren Ausübung eine
ganz besondere Unerschrockenheit, Geistesgegenwart und Kraft-
anstrengung gehört, wird ohne Rücksicht auf die Charge, in welcher der
Mann steht, mit der goldenen; eine zwar minder ausgezeichnete Art, bei
welcher jedoch die früher erwähnten Erfordernisse erfüllt worden sind,
mit der silbernen Tapferkeits-Medaille belohnt.
Mehr als eine Medaille kann ein Mann nicht erwerben, und kann daher
jener, der im Besitze einer silbernen Tapferkeits-Medaille stand, durch
fortgesetzte ausgezeichnete Tapferkeit mit der goldenen gegen
Verwechslung mit der ersteren belohnet werden.
Mit der goldenen Tapferkeits-Medaille ist die ganze Löhnung oder Gage
jener Charge, in welcher der Mann am Tage der ausgeübten tapfern
Handlung stand; mit der silbernen die halbe Löhnung oder Zulage
verbunden, die dem Besitzer auch im Falle der Vorrückung zur Offiziers-
Charge und so lange er überhaupt im wirklichen Staatsdienste steht, oder
vom Staate versorgt wird, verbleibt.
Jede kriegsrechtliche Aburteilung oder Bestrafung zieht den Verlust der
Medaille, und der damit verbundenen Zulage nach sich, welches jedoch
in dem Urteile ausgedrückt sein muss.
Bei dem Tode eines Medaillen-Besitzers verbleibt die Tapferkeits-Medaille
seinen Erben, die, wenn sie für dieselbe ein Äquivalent im Gelde
wünschen, für die goldene Medaille 35fl 28kr, für die silberne 1fl 26kr er-
halten.
Die Tapferkeits-Medaille hat auf der einen Seite das Brustbild des re-
gierenden Kaisers mit dessen Namens-Überschrift, auf der anderen über
Siegeszeichen innerhalb eines Lorbeerkranzes die Aufschrift: "der
Tapferkeit". Sie wird an einem rot-und weißgestreiften Bande getragen."
Beispiele vom IR3:
Corporal Franz Kiesler der ersten Grenadier-Compagnie drang bei
Aderklaa mit seinem Zuge in die hinter Baracken stehenden feindlichen
Tirailleurs ein, tötete mehrere derselben, nahm einige gefangen, vertrieb
den übrigen Teil und benahm sich so geschickt und flink dabei, dass
er von seinem Zuge nicht einen Mann verlor. Er erhielt die silberne
Medaille.
Corporal Jakob Bayer der ersten Grenadier-Compagnie rettete bei dem
Sturme auf Aderklaa den Oberlieutenant Rive vor Gefangenschaft, indem
er von fünf feindlichen soldaten, die diesen Officier überfallen hatten, drei
tötete, dann selbst noch einen feindlichen Officier gefangen nahm. Bayer
wurde mit der goldenen Medaille ausgezeichnet.
Quellen:
- Franz Sales Kandler, Ehrenspiegel der k.k. öster. Armee, (Wien) 1831
- Julius Stanka, Regimentsgeschichte IR3 (Wien) 1894 |
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